Liebe und Treue gegen das heiligste Herz Jesu

13. Juni 1983/1991

 

Am Fatima-Tag im Herz-Jesu-Monat Juni pflege ich Jahr fŸr Jahr auf die Herz-Jesu-Verehrung hinzuweisen und zwar mit vollem Recht, denn in Fatima wollte die unbefleckt empfangene Gottesmutter uns nicht blo§ zur Verehrung ihres eigenen unbefleckten Herzens auffordern, sondern auch und erst recht uns zur Liebe und Treue gegen das gšttliche Herz Jesu ermutigen.

Diese beiden heiligsten Herzen, die neun Monate lang in einzigartig schšner Harmonie auch rein biologisch zusammen geschlagen haben und auch spŠter immer všllig Ÿbereinstimmten, so dass man mit einem gewissen Recht mit dem gro§en Herz-Jesu- und Herz-MariŠ-Verehrer, dem hl. Johannes Eudes, sagen kann, dass diese beiden heiligsten Herzen gewisserma§en ein einziges Herz sind, sie gehšren auch in der Liebe und Treue, die wir diesen beiden heiligsten Herzen entgegenbringen sollen, untrennbar zusammen.

I.      Sehen wir uns heute zuerst einmal die Liebe an, die wir nach dem Vorbild des unbefleckten Herzens MariŠ dem Herzen Jesu schulden:

Gehen wir aus von der Tatsache, dass uns Christus in seinem Heilandsherzen Ÿber alles geliebt hat und liebt. Jedem von uns ruft der Herr zu: ãMit ewiger Liebe habe ich dich geliebt, um dich ganz an mich zu ziehen!Ò

Wenn man die Frage stellen wŸrde, was denn die Herzmitte des Herzens Jesu ausmacht, dann wŸrde ich auf jene Anrufung in der Herz-Jesu-Litanei hinweisen, die auf den ersten Blick so eigenartig fremd klingt und doch so vielsagend ist: ãHerz Jesu – brennender Feuerofen der LiebeÒ. Gewiss, auf den ersten  Blick eine eigenartig bildhafte Anrufung und doch gibt sie sehr gut wieder, was den Lebensinhalt und die Herzmitte dieses Herzens gebildet hat: es brannte von Liebe, es glŸhte von Liebe, und wir kšnnen uns an diesem Herzen wŠrmen, wie man sich im kalten Winter an einem warmen Ofen wŠrmt: Herz Jesu, Feuerofen der Liebe!

(Wir Šlteren Priester haben einst in unserer Studentenzeit im BorromŠum ein etwas arg barockes Herz-Jesu-Lied gesungen, dessen Refrain immer wieder gelautet hat: ãWŠrmt an Ihm die kalten Herzen, dass sie flammen wie die Kerzen!Ò Ja, darum ginge es eigentlich in der recht verstandenen Herz-Jesu-Verehrung, dass wir alle in einer glaubensschwachen und liebekalten Zeit, wo so viele auch in den Reihen der Katholiken kalt und lau geworden sind, uns erwŠrmen am Feuer der Liebe des gšttlichen Herzens Jesu!)

Da ist uns au§erhalb der Hl. Schrift ein vielsagendes Heilandswort Ÿberliefert, das eigentlich genau das angibt, worum es uns hier gehen sollte:

Da hat Christus einmal zu seinen JŸngern gesagt: ãWer mir nahekommt, kommt dem Feuer nahe!Ò Ja, wer Christus nahekommt, kommt dem Feuer der Liebe nahe, und wir sollten uns durch Christus mit dem Feuer der gšttlichen Liebe entzŸnden lassen.

Wie hat doch Christus geliebt, so innig, so stark, so treu.

Zu allererst seinen himmlischen Vater: ãSeine Speise war es, den Willen dessen zu tun, der ihn gesandt hatteÒ.

Weil er den Vater Ÿber alles geliebt hat, darum hat er in allem den Willen seines Vaters, den Auftrag des Vaters erfŸllt und ist gehorsam geworden bis zum Tod, ja bis zum Tod am Kreuze.

Und wie hat er die Menschen geliebt, so selbstlos, so uneigennŸtzig, so opferbereit: wie liebte er die Kinder! Wie liebte er die SŸnder, um ihnen zu helfen, um wieder auf den rechten Weg zum ewigen Heil zurŸckzufinden. Er wollte in seiner abgrundtiefen Liebe nur suchen und retten, was verloren war. In seiner abgrundtiefen Liebe hat er sich bis zum Šu§ersten und letzten hingeopfert. Und mit Recht schreibt der LiebejŸnger Jesu, der Apostel Johannes, Ÿber jenen Abschnitt seines Evangeliums, der vom Letzen Abendmahl und vom Leiden und Sterben Jesu handelt, die vielsagenden Worte: ãDa er die Seinen, die in der Welt waren, liebte, liebte er sie bis zum Šu§ersten, bis zur VollendungÒ.

Die Liebe Jesu am Ende und bis zum Ende, sie ist der SchlŸssel zum VerstŠndnis dessen, was er beim Letzten Abendmahl und in seinem freiwilligen Leiden und Sterben im SŸhne- und Opfertod am Kreuze getan hat: Liebe war die Triebfeder bei der demŸtigen Tat der Fu§waschung, die er an seinen Aposteln, auch sogar am VerrŠterapostel Judas Iskarioth vornahm;  Liebe war die treibende Kraft bei den Abschiedsreden und beim Hohepriesterlichen Gebet beim Letzten Abendmahl, Liebe war die Stifterin des Neuen und ewigen Bundes und die Ihn fast zwingende Kraft, das Liebesmahl der hl. Eucharistie einzusetzen. Und Liebe war dann das Gebot, das Er den Seinen als das erste und grš§te unter allen Geboten hinterlie§: ãDas trage ich euch auf: Liebet einander! Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr einander liebet, wie ich euch geliebt habe!Ò

Wie hat er denn geliebt? So warmherzig, so innig, so zart, dass man aus dem Staunen nicht herauskommt. So sehr hat Er geliebt, dass seine Feinde sogar noch oben auf Golgotha zugeben mussten: ãAndern hat er geholfen, sich selbst kann Er nicht helfenÒ. Das Erste stimmte einmalig und einzigartig: andern hat Er geholfen in seiner Liebe, und noch seine letzten Worte vom Kreuz herabwaren Worte der Liebe, diktiert von Kindesliebe und freundesliebe der Mutter und dem Apostel Johannes gegenŸber; diktiert von verzeihender Feindesliebe seinen Gegnern und Henkersknechten gegenŸber: ãVater, verzeih ihnen, sie wissen ja nicht, was sie tun!Ò Und diktiert von barmherziger SŸnderliebe dem rechten SchŠcher gegenŸber: ãHeute noch wirst du bei Mir im Paradiese sein!Ò Alle SŸndenschuld sei dir vergeben, alle SŸndenstrafe sei dir nachgelassen in lauter Leibe, weil ich Reue Ÿber deine SŸnden an dir feststellen kann.

ãSich selbst kann er nicht helfenÒ, haben die Feinde zu FŸ§en des Kreuzes gehšhnt. Nein, das stimmte nicht, sie hŠtten vielmehr sagen mŸssen: sich selbst will er nicht helfen, weil Er sich in lauter Liebe hinopfern und in dieser opfernden und sŸhnenden Erlšserliebe auch noch den letzten Blutstropfen aus seinem durchbohrten Herzen vergie§en will zur Erlšsung der sŸndigen Menschheit.

Vergessen wir es doch nicht, dieses schšne, vielsagende Heilandswort: ãWer mir nahe kommt, kommt dem Feuer nahe!Ò Kommen wir ihm nahe, dem Herzen Jesu, diesem Feuerofen der Liebe! Kommen wir Ihm nahe im Sakrament der Liebe! Kommen wir Ihm nahe in der hl. Messe, wo die grš§te Liebestat dieses Heilandsherzens immerfort gegenwŠrtiggesetzt wird mitten unter uns! Kommen wir Ihm nahe in der oftmaligen, aber immer nur wŸrdig empfangenen Kommunion! Kommt, lasst uns lieben! Lasst uns so lieben wie Er! Lasst uns Gott lieben und den Mitmenschen lieben, vor allem den Bruder in Not, in leiblicher, aber auch in seelischer Not! Nicht kalt und lau, sondern warm und glŸhend von Liebe soll unser Christenleben, unser Glaubensleben sein, glŸhend von Liebe! Am Herzen Jesu, diesem glŸhenden Feuerofen der liebe, die kalten Herzen erwŠrmen!

Wie kalt und lieblos die Menschen sein kšnnen, ist mir vor Jahren aufgegangen, als die Zeitungen aus Le Mans in Frankreich von einer schaurigen Katastrophe berichteten: Bei einem Autorennen, das an einem FrŸhsommersonntag auf der Rennbahn in Le Mans gehalten wurde, raste ein Rennwagen Ÿber die Planken des Rennbahnringes in die Zuschauer hinein. 80 Tote lagen im Nu als zerfetzte, blutŸberronnene Leichen an der Rennbahn. Und doch – man mšchte es nicht glauben! –ging das Rasen der Rennwagen in wahnsinniger Fahrt weiter, kalt und herzlos. Das ist mir seit damals ein unvergessliches Bild fŸr den modernen Menschen: ihm wŠchst bei seiner durch zunehmende Religionslosigkeit bedingten sittlichen Haltlosigkeit der technische Fortschritt Ÿber den Kopf und die rekordsucht und die verschiedenen anderen SŸchte rauben dem Menschen das Herz. Und das steigert sich immer noch weiter, bis alles in einem Sex- und Blut- und Motorenrausch und in einem immer noch praktizierten wahnsinnigen WettrŸsten untergeht. Da liegen dann nicht etwa nur 80 Tote zerfetzt am Rand einer Autorennbahn, nein, da liegen dann Millionen Menschen zerrissen von Atombomben auf einer všllig lebensunwert gewordenen, zerstšrten Erde. Aber vorher hat man in verantwortungsloser Lieblosigkeit begonnen, das ungeborene Menschenleben zu ermorden. Da liegen dann nur allein bei uns in …sterreich 100.000 abgetriebene Fšten, die werdende Menschen waren, Jahr fŸr Jahr in den AbfallkŸbeln von €rzten, die lieblos und treulos gegenŸber dem einst geschworenen Eid des HippokratesÕ nicht mehr HŸter und BeschŸtzer des Lebens, sondern schwer bezahlte Vernichter des Lebens sind.

Ja, die Herzlosigkeit und mit ihr zusammen die Treulosigkeit, das wird einmal als charakteristisches Merkmal des letzten Drittels des 20. Jahrhunderts in die Geschichte eingehen.

BrŸder und Schwestern im Herrn, einmal im Jahr im Zusammenhang mit dem Herz-Jesu-Fest im Herz-Jesu-Monat Juni sollten wir es uns in eindringlicher Sprache von der Kirche sagen lassen, dass es auf das Herz ankommt, auf das edle, reine, selbstlos und opferbereit liebende Herz! Und wir werden da von der Kirche auf ein Herz hingewiesen, das ganz edel, lauter und rein, ganz selbstlos und opferbereit liebend und hingebend war bis zum Šu§ersten wie kein anderes Herz: das Herz des Gottmenschen, das Herz Jesu, dieser glŸhende Feuerofen der Liebe!

ãLiebet einander, wie Ich euch geliebt habe!Ò

Die Heiligen haben sich daran gehalten, voran die Heiligen der Caritas, der echten Liebe, mit Maria an der Spitze. Sie alle haben es in der Schule Jesu gelernt, dass es in allem zuerst und zumeist auf das rechte Gut-sein zueinander, auf die Liebe ankommt.

(Ich denke da als Priester ganz besonders an drei heilige Priester, deren Herz in dieser Hinsicht wirklich dem Herzen Jesu Šhnlich geworden war: Der hl. Johannes Maria Vianney, der gute Pfarrer von Ars. Als man 40 Jahre nach seinem Tod aus Anlass der Seligsprechung die sterblichen †berreste des Pfarrers von Ars umbettete, da fand man nicht blo§ seinen Leib, sondern in i hm auch sein Herz všllig unverwest. Es war, als hŠtte der Himmel zeigen wollen, dass gerade das Herz dieses glŸhenden Apostels der Gottesliebe und der seeleneifrigen NŠchstenliebe von aller irdischen AnhŠnglichkeit gelŠutert ganz eins gewesen sei mit dem Herzen des Erlšsers in Liebe und darum nicht verwesen durfte.

€hnlich war es beim gro§en Apostel der hilfsbereiten Caritas, beim hl. Vinzenz von Paul. Es hat mich bei meinem dreimaligen Besuch in der Mutterhauskirche der barmherzigen Schwestern in der Rue du Bac in Paris tief ergriffen, in einem goldenen Reliquiar das Herz dieses gro§en Heiligen der selbstlos dienenden Leibe aufbewahrt zu sehen.

€hnlich erging es mir in Rom im Sterbezimmer des hl. Camillus von Lellis bei der Kirche Santa Maria Maddalena, als ich dort das unversehrte, unverweste Herz dieses Heiligen der Liebe zu den Kranken und Sterbenden verehren konnte.

Drei unversehrte Priesterherzen, unverwest wohl deshalb, weil sie das Herz Jesu in seiner glŸhenden Gottes- und NŠchstenliebe so gro§artig nachgeahmt haben in wahrhaft selbstlos heroischer weise! MŸsste es nicht bei allen Priestern, nein, bei allen echten Christen so sein, dass sie am Herzen Jesu, an diesem brennenden Feuerherd der Liebe, Feuer fangen in Liebe? WŠre das nicht der tiefste und schšnste Sinn aller Herz-Jesu-Verehrung?)

 

WŠre das nicht auch der schšnste Dank dem Herzen Jesu gegenŸber: Liebe um Liebe! Kommt, lasset uns lieben! Machen wir wieder Ernst, ganz Ernst mit dem ewig alten und ewig neuen Gebot der Liebe, der Gottes- und der NŠchstenliebe! Lasset uns lieben, nicht mit schšnen Worten und GefŸhlen und Ÿbertriebenen ZŠrtlichkeiten, sondern durch die Tat, damit die Heiden und UnglŠubigen und AndersglŠubigen unserer Zeit mit den Fingern auf uns zeigen und dabei dasselbe sagen und bekennen mŸssen, was einst die Heiden von den Christen der Urkirche bekannt haben: "ãSchaut, wie die einander lieben!Ò

Gehen wir zur Mutter der schšnen Liebe und bestŸrmen wir sie bei ihrem unbefleckten Herzen, uns zu solcher Liebe zu verhelfen und uns zu solchen Herz-Jesu-Verehrern und Herz-Jesu-Nachahmern zu machen, wie sie es war ihr Leben lang!

 

II.     Das Zweite, was wir dem Herzen Jesu vor allem noch schulden, ist die Treue! Liebe um Liebe, Treue um Treue!

(Wir singen doch gerne das Tiroler Herz-Jesu-Bundeslied: ãAuf zum Schwure, Volk und Land, heb zum Himmel Herz und Hand! Was die VŠter einst gelobt, das der Kriegssturm sie umtobt, das geloben wir aufs Neue: Jesu Herz, dir ewige Treue! – WundermŠchtig immerfort warst du deines Volkes Hort, stets in Not und Kriegsgefahr schirmtest due den roten Aar. Drum geloben wir aufs Neue, Jesu Herz dir ewige Treue! – fest und stark zu unserm Gott stehen wir trotz Hohn und Spott, fest am Glauben halten wir, unsres Landes schšnste Zier. Drum geloben wir aufs Neue, Jesu Herz, dir ewige Treue!Ò

Wie aber schaut es mit der Treue zum Herzen Jesu, mit der Treue zu Christus und seiner Kirche, mit der treue zum wahren, unverfŠlschten und unverkŸrzten Glauben tatsŠchlich aus in unserer Zeit? Bin ich ein zu kurzsichtiger Pessimist, wenn ich behaupte, dass wir in einer Zeit leben, in der zusammen mit der Lieblosigkeit die Treulosigkeit schaurige Triumphe feiern?)

In meiner Studentenzeit haben wir gerne ein Lied im Quartett gesungen, das mit den Worten begann: ãIch kenn einen hellen Edelstein von kšstlich hoher Art...Ò Dann wurde Strophe fŸr Strophe des Liedes dieser Edelstein in all seiner Schšnheit und Kostbarkeit beschrieben. Am Schluss der einzelnen Strophen aber wurde im Refrain immer wieder gesagt, wer und was denn dieser kostbare Edelstein sei:Ò ...das treue, das treue deutsche HerzÒ. Ja, einst in der Antike hat sogar der heidnische ršmische Schriftsteller Tacitus in seiner ãGermaniaÒ die treue unserer Vorfahren staunend gerŸhmt. Aber heute? Wie weit ist heute das Herz so vieler Menschen im deutschsprachigen Raum von der echten treue entfernt! Nicht Treue, sondern Treulosigkeit in politischer, in sittlicher, in religišser Hinsicht wird Ÿberall mit Erfolg propagiert.

Ohne feste Bindungen will man leben, darum verzichtet man auf die Eheschlie§ung und lebt so zusammen, weil es angeblich ja auf den Trauschein nicht ankomme. Ohne Hemmung huldigt man einer zŸgellosen Freiheit und Ungebundenheit, auch wenn man dabei das gegebene Wort, einen heiligen Schwur, einen geschlossenen Vertrag brechen muss. †berall im weltlichen und leider heute auch im kirchlichen Bereich triumphiert die Untreue, die Treulosigkeit zusammen mit der Herzlosigkeit und Lieblosigkeit.

In der modernen Konsum- und Wohlstandsgesellschaft, in der der Fortschritt auf den verschiedensten Gebieten den Menschen ein immer leichteres, bequemeres und angenehmeres Leben ermšglich, wŠchst jenen Menschen, fŸr die Gott tot und die Religion zum ŸberflŸssigen Opium geworden ist, die Technik vielfach Ÿber den Kopf; und der nur noch weltimmanent orientierte, materialistische Fortschrittsglaube, die ma§lose VergnŸgungs-, Prestige- und Rekordsucht rauben den Menschen das Herz, zu dem nicht nur die Liebe, sondern auch die Treue gehšren mŸsste nach dem Vorbild des gšttlichen Herzens Jesu.

Beim Herzen Jesu geht es nicht blo§ um das ergreifendste Symbol selbstloser, opferbereiter Liebe, sondern auch um das ebenso ergreifende Symbol unverbrŸchlicher Treue, die auch dann nicht aufhšrte, als das physische Herz Jesu zu schlagen aufgehšrt hatte, durchbohrt worden war und ihm auch die letzten Blutstropfen entstršmt waren.

Dieses treue Herz wurde zum Inbegriff aller Herzlichkeit, aller GŸte und Liebe, vor allem aber auch aller wahren, echten, unerschŸtterlichen Treue! Man mŸsste da das ganze Erdenleben Jesu wie in einem Filmstreifen vor unseren Augen abrollen lassen, um es klarzumachen, wie der Gottmensch Jesus Christus mit unerschŸtterlich treuer Liebe bei allem dabei war, was er unternahm.

Nehmen wir nur das Gleichnis Jesu vom verlorenen Schaf her im 15. Kapitel des LkEv. Man mŸsste es nur ein wenig Ÿberdenken, um dabei die Treue dieser herzlichen SŸnderliebe, die im Herzen Jesu vorhanden war, zu erkennen. Wenn ich sie raten lie§e, was wohl in diesem Gleichnis vom verlorenen Schaf das Packendste, das Ergreifendste, das Tršstlichste und dabei das am allermeisten die Treue des Herzens Jesu offenbarende Wort des Herrn ist? Ich meine, es ist das Wort Jesu vom Suchen des verlorenen Schafes so lange, bis der gute Hirte es wieder findet. Ja, solange sucht der gute Hirte, bis er es findet, das verlorene Schaf. FrŸher hšrt Er nicht zu suchen auf und mag dabei die Nacht noch so dunkel hereinbrechen und mag dabei der Weg noch so weit und beschwerlich und mag dabei die Verirrung des verlorenen Schafes noch so gro§ sein.

Das ist eigentlich der ganze und der ganz gro§e Trost der Menschheit, ob sie davon wei§ oder nicht, ob sie daran glaubt oder nicht, dass der Herr Jesus mit seinem unerschŸtterlich treuen, ganz selbstlos liebenden Herzen noch jedem Verlorenen so lange nachgeht, bis Er ihn findet!

Das ist der gro§e Trost der Menschen in aller sittlichen Verlorenheit und Verworrenheit, dass einer allzeit da ist, der keinen Menschen aufgibt und der keinen verstš§t und fŸr den es auf dieser Erde keinen endgŸltig Verlorenen gibt. Einer ist immer auf der Suche in unerschŸtterlicher Treue. Auf der Suche nach jedem. Bis Er ihn findet. So lange, so unermŸdlich, so unverdrossen, so geduldig, so langmŸtig, so treu sucht Er, bis Er das verlorene Schaf findet, Er, der allzeit Getreue mit dem selbstlos liebenden, zum grš§ten Opfer bereiten Herzen.

Das zeigte sich am eindrucksvollsten in jener Nacht, da er verraten wurde, und dann, als Er am Kreuze litt und starb und dann zuletzt sein Herz von der Lanze des Soldaten durchbohren lie§, um auch noch den letzten Blutstropfen zu vergie§en. Der Gekreuzigte mit dem durchbohrten Herzen! Dieses Herz ist verwundet worden wegen der Treulosigkeit und Herzlosigkeit der Menschen. Und die Hilflosigkeit dieses dem Spott preisgegebenen Herzens, das aller Schmach und Unbill ausgesetzt war und noch immer ist, wollte unsere stolzen Herzen beugen, unsere liebekalten Herzen neu entzŸnden, unsere treulosen Herzen wieder zur Treue bewegen, zur Treue gegen Gott und sein Gebot, zur Treue gegen den Glauben, zur Treue gegen die Kirche, zur Treue gegenŸber den Ÿbernommenen Verpflichtungen vor allem im Ehestand, im Priesterstand, im Ordensstand. Wie aber schaut es hier heute oft aus?

Statt der Treue in Nachahmung des treuen Herzens Jesu so viel Untreue gerade auch dort, wo man vor allem Treue erwarten wŸrde!

Wie sieht es (bei uns in …sterreich) mit der ehelichen Treue aus? Immer mehr Ehen zerbrechen, die Scheidungskurve steigt immer mehr ganz bedenklich an. Jede dritte Ehe wird geschieden, im gesamten Bundesgebiet gehen Jahr fŸr Jahr mehr als 10.000 Ehen in BrŸche, 1990 wurden 16.282 Ehen in …sterreich geschieden. Man hat vergessen, dass zum Wesen der echten ehelichen Liebe vor allem die absolute Treue gehšrt. Die einmal beschworene Treue aber dŸrfte nicht von der schwankenden sinnlichen Zuneigung abhŠngig gemacht werden; wahre Treue und Liebe mŸssen Ÿber dem Wandel des blo§ sinnlichen Strebens stehen. Die staatliche Ermšglichung der Ehescheidung und Wiederverheiratung zersetzt bei all denen, die sich nur auf den Standpunkt der staatlichen Gesetzgebung stellen, den Treuewillen der ehelichen Liebe von allem Anfang an. So steht heute an der Wurzel der heiligsten TreueschwŸre schon das Fragezeichen der offengehaltenen Mšglichkeit, Liebe und Treue jederzeit aufzukŸndigen, wenn es MissverstŠndnisse und Schwierigkeiten im Zusammenleben gibt...

Wo von der heutigen Untreue und Treulosigkeit gesprochen wird, wŠre es ungerecht, nur von der Untreue vieler Eheleute in unserem Land zu

Sprechen, man dŸrfte da auch von der untreue so mancher Priester und Ordensleute ihren heiligen Versprechen und Gelšbnissen gegenŸber nicht schweigen. Heute sind wir bald so weit, dass die Treue jener, die unter gro§en Opfern und Verzichtleistungen ein langes Ehe- oder Priesterleben lang gewissenhaft zu den frei Ÿbernommenen Verpflichtungen gestanden sind, als Dummheit hingestellt wird. Hinter dem Kampf gegen die eheliche Treue bis in den Tod und hinter dem Kampf gegen das treue Einhalten von Zšlibat und OrdensgelŸbden der Priester und Ordensleute steht heute ganz allgemein die Tendenz, das christliche Eheleben, das Priestertum und den Ordensstand wie so vieles andere im Christentum heute mšglichst billig zu machen und wie ein ãbilliger JakobÒ mit Schleuderpreisen auf dem Markt der Welt und der Anpassung an den Welt- und Zeitgeist zu verkaufen, um leichter anzukommen. Man propagiert dabei mit schlechtem Beispiel ein entwertetes Christentum, aus dem man das so wesentlich zu ihm gehšrige Zeichen des Kreuzes herausbricht.

Betet, BrŸder und Schwestern, dass in den Reihen der christlichen Eheleute nicht jene immer zahlreicher werden, die der Auflšslichkeit der Ehe, auch der sakramental geschlossenen Ehe das Wort reden, und dass in den Reihen des Klerus nicht die KŠmpfer gegen den Zšlibat den Sieg davontragen, sondern die treuen, die in Wort und Tat, in Kleidung und priesterlicher Haltung, in LebensfŸhrung und VerkŸndigung zu dem stehen, was sie an heiligen Verpflichtungen Ÿbernommen haben. Denn wenn die Treulosen in den Reihen der christlichen Eheleute und in den Reihen der Priester und Ordensleute immer noch mehr zunehmen, dann darf man sich nicht wundern, wenn immer mehr von jenen Randkatholiken, denen der Glaube und die Kirche nichts oder nicht mehr viel bedeuten, treulos die Kirche verlassen und aus ihr austreten. Ihre Zahl ist ohnehin schon Jahr fŸr Jahr 15 – 20.000!

Satte Spie§er kennen keine Treue! Wir aber sollten gerade in der rechten, gelebten Herz-Jesu- und Herz-MariŠ-Verehrung die Treue ganz besonders hochhalten gemŠ§ der Losung ãTreue um Treue!Ò Wie der Herr in der Liebe seines Herzens uns bis zum letzten Blutstropfen aus seinem durchbohrten Herzen die Treue gehalten hat und uns unverbrŸchlich treu die Liebe seines Herzens zukommen lŠsst, so sollten wir Ihm die Treue halten und es nicht blo§ singen, sondern durch die Tat tŠglich neu beweisen: ãDrum geloben wir aufs Neue Jesu Herz dir ewige Treue!Ò Gottesmutter, du getreue Jungfrau, erbitte uns allen in diesem Herz-Jesu-Monat im Heiligen Jahr unserer Erlšsung diese selbstlose Leibe und Treue dem Herzen Jesu gegenŸber: Liebe um Liebe, Treue um Treue! Amen